Ein Soldat und zwei Helfer tragen einen Menschen auf einer Trage aus Trümmern.

Wie verhalten wir uns im Katastrophenfall richtig? 3 Tipps aus dem Krisenmanagement

Immer öfter beschäftigen wir uns mit Katastrophen im In- und Ausland. Sei es die Flut 2021, in der besonders das Ahrtal schwer betroffen war, Krieg in verschiedenen Ländern oder auch das Erdbeben in der Türkei und Syrien vor wenigen Tagen: Natur- und andere Katastrophen sind omnipräsent, die Angst davor, selbst betroffen zu sein, wächst. In Deutschland ist das Risiko auf ein schweres Erdbeben zwar recht gering, jedoch sind Vorbereitung und eine gute Ausbildung für den Katastrophenfall sehr wichtig. Im Bachelorstudium Hybride Gefahrenabwehr (B.Sc.) werden beispielsweise Personen, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten, gezielt für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ausgebildet. Was kann aber die Zivilbevölkerung im Fall der Fälle tun? David Mühlfeld, externer Dozent an der Carl Remigius Medical School und Krisenmanager, gibt Tipps, wie wir uns alle auf den Katastrophenfall vorbereiten können und uns in Krisensituationen richtig verhalten.

Portrait von David Mühlfeld
David Mühlfeld, Krisenmanager im internationalen Kontext mit Schwerpunkt Trinkwasserversorgung. Neben seiner Dozententätigkeit für die Carl Remigius Medical School engagiert er sich in verschiedenen internationalen Katastrophenteams.

Bilder aus Krisengebieten können die Angst auslösen, selbst einmal von einer Katastrophe betroffen zu sein. „Man sollte sich mit dieser Angst auseinandersetzen und sich vorbereiten“, findet David Mühlfeld und erklärt: „In einem Ernstfall können Ängste lähmend wirken und daher ist es ratsam Vorsorge zu treffen – sowohl physisch als auch psychisch.“ Sein Tipp: Vorräte für zwei Wochen lagern, um beispielsweise bei einem Blackout autark leben zu können, bis Hilfe eintrifft. Hierzu gehören trockene Lebensmittel, frisches Wasser sowie ein Campingkocher und Gas. „Jede Person des Haushalts sollte zwei Wochen mit dem Nötigsten versorgt sein. Bist du so vorbereitet, fühlst du dich automatisch sicherer. Für die psychische Resilienz helfen Übungen, mit denen du dir zum Beispiel einen gedanklichen Safe Space schaffst. Dafür verinnerlichst du Erlebnisse, die du mit guten Gefühlen verbindest. In einer Krisensituation kannst du diese Gefühle abrufen und dich somit beruhigen. Das ist wichtig, um für dich und deine Angehörigen handlungsfähig zu werden und nicht in Schockstarre zu verfallen. Da gehört aber natürlich Übung zu“, so der Krisenmanager.

Wenn Rettungskräfte noch nicht vor Ort sind, können Zivilist:innen in einigen Fällen schon tätig werden. Hierzu gehört natürlich die klassische Erste Hilfe. Im Falle von Erdbeben, Bränden oder Überflutung ist es aber ganz wichtig, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. David Mühlfeld führt aus: „Bei Rettungen sollte man immer vernünftig handeln. Dich selbst zu gefährden bringt am Ende gar nichts, außer, dass Rettungskräfte noch mehr Menschen retten oder bergen müssen. Renne also nicht in ein brennendes Haus, springe nicht in einen Fluss bei Überflutung oder bringe dich anderweitig in Gefahr. Stattdessen solltest du darauf achten, wie du wirklich helfen kannst, sodass es dir und anderen etwas bringt. Erste Hilfe leisten, den Rettungsdienst rufen, Betroffene mit Essen oder Decken versorgen – all das kannst du tun, ohne dich selbst einer Gefahr auszusetzen.“

Ganz wichtig ist, dass wir alle weder der Feuerwehr, noch der Polizei oder anderen Rettungskräften im Wege stehen. „Natürlich kann man bei einer Überflutung Hilfe anbieten. Die muss aber sinnvoll sein“, erklärt der Krisenmanager. „Kannst du mit deinen zwei gesunden Händen Sandsäcke stapeln? Kannst du Betroffene mit Getränken versorgen oder Spenden sortieren und austeilen? Lass dich für Dinge einteilen, denen du psychisch und physisch gewachsen bist und höre auf die Anweisungen der Profis. Handyfotos machen oder den Rettungskräften im Weg stehen ist einfach nicht hilfreich. In so Situationen wie aktuell in der Türkei oder in Syrien geht es natürlich auch darum, gemeinsam Trümmer wegzuräumen. Hierbei gilt dann aber wieder für alle: gefährde dich nicht selbst.“

Fazit

Jeder Mensch kann für Krisensituationen vorbereitet sein und nach dem jeweiligen Können etwas beitragen. Wem Resilienz-Übungen oder die normale Vorsorge für den Ernstfall nicht ausreichen, kann sich in Lehrgängen und Weiterbildungen speziell für solche Fälle schulen lassen. Das ist beispielsweise in der Fortbildung für psychische Resilienz 18E möglich. Für ausgebildete Rettungskräfte oder Waffenträger:innen kommen noch weitere spezielle Ausbildungen in Frage.

Foto rechts: Übungssituation aus einem Lehrgang der Notfallfachgruppe.

Im Bereich Katastrophenmanagement und Gefahrenabwehr bieten wir folgende Programme an:

Ein Soldat, ein Rettungssanitäter und ein Zivilist tragen einen Mann auf einer Trage aus Trümmern.
Bei größeren Rettungsaktionen können auch Zivilpersonen nach Anweisung der Rettungskräfte helfen.