Physician Assistants unterstützen Ärzte in der Patientenversorgung und führen delegierte ärztliche Tätigkeiten aus. Die Einsatzorte und Tätigkeiten dabei sind vielfältig.
Dieses Thema erreichte uns über eine Anfrage per Email: In welchen Bereichen sind Physician Assistants tätig?
Sie sind die neuen Assistentinnen und Assistenten im Team der Ärztinnen und Ärzte, deren rechte Hand, der Assistenzarzt/die Assistenzärztin, der/die „bleibt“, der Arzt light, der neue Generalist, die Person zwischen Pflege und Medizin, zwischen Ärzten und Patienten, der „Kümmerer“.
Wenn wir die Überschriften der Artikel und Beiträge zu Physician Assistants überfliegen, gibt es so einige Bezeichnungen und Titel.
Aber was tun oder eher wo arbeiten die neuen Kolleginnen und Kollegen auf Station?
Langsamen Schrittes etablieren sich die Physician Assistants im unserem Gesundheitswesen. Aus den derzeit 350 bis 500 Personen werden zukünftig mehr. Mehr Personen, die sich der Patientenversorgung widmen. Personen teilweise mit und teilweise ohne Vorqualifikation – manche, weil sie keine Humanmedizin studieren wollten oder konnten, andere, weil es weiter gehen soll, der Horizont soll sich erweitern und ein Studium wäre dafür ideal.
Die Physician Assistants unterstützen die Ärztinnen und Ärzte in der Patientenversorgung und führen delegierte ärztliche Tätigkeiten aus.
Hierbei ein kleiner „Exkurs“ zur Formulierung: eine ärztlich delegierte Tätigkeit wäre, wenn der Arzt oder die Ärztin sagt „kaufen Sie bitte eine Flasche Wasser“. Eine delegierte ärztliche Tätigkeit wäre „bereiten Sie bitte die Erst-Anamnese vor“. In der ersten Formulierung geht es darum, WER delegiert (der Arzt/die Ärztin) und in der zweiten WAS delegiert wird (die ärztliche Tätigkeit). Wenn wir über Delegation sprechen, meinen wir die zweite Formulierung.
Vielfältige Einsatzgebiete von Physician Assisstants
In der nachfolgenden Auflistung zu den Tätigkeitsbereichen ist ein Aspekt besonders wichtig, um nicht den Anschein zu erwecken, es handle sich um eine Substitution: Alle Tätigkeiten werden unter Delegation, Supervision, Mitwirkung, in Zusammenarbeit, Zuarbeit, in Vorbereitung und Nachbereitung durchgeführt, nicht eigenständig.
- Stationsadministration und -versorgung, (medizinische) Dokumentation, Verlegung (z. B. Koordination des Stationsablaufs und Schreiben von (Kurz-) Arzt- und Entlassbriefen
- Patientenaufnahme und Voranamnese sowie körperliche Untersuchung mit Sichtung/Triag, Ausarbeitung der Verdachtsdiagnose
- Vor- und Nachbereitung sowie Unterstützung bei den Visiten in Oberarzt-/ Chefarztbegleitung: Sicherstellung der „ärztlichen“ Ansprechbarkeit auf Stationsbetreuung und Angehörigenbetreuung, Unterstützung und Ansprechpartner bei der Patientenberatung und –Aufklärung
- Schnittstellenkommunikation
- OP-Assistenz, OP-Vorbereitung, OP-Nachbereitung: Assistenz bei chirurgischen/operativen Eingriffen
- Organisation und Vorbereitung von Diagnostik und Therapie, funktionsdiagnostische Maßnahmen, Wundversorgung, Verbandswechsel; auch Übernahme von funktionsdiagnostischen Maßnahmen, um Personalknappheit aufzufangen
- Schnittstellenkommunikation, Patienten– und Angehörigenberatung, Case-Management
In welchen Einsatzgebieten arbeiten Physician Assistants?
Hauptsächlicher Einsatzort der Physician Assistants sind Kliniken und Medizinische Versorgungszentren, aber auch in Praxisverbünden.
Potenzielle Einsatzgebiete sind:
>> Aufnahmestation
>> Notfallambulanz
>> Operationsdienst
>> Funktionsdiagnostik
>> stationäre Patientenversorgung
>> Vor-und Nachstationärer Bereich
>> Rehabilitationskliniken sowie im Präventionsbereich
Auch wenn die Physician Assistants hauptsächlich die Ärztinnen und Ärzte in Kliniken entlasten sollen, wäre ein Einsatz in Praxen durchaus denkbar.
Einsatzgebiete im ambulanten Sektor wären (ebenfalls unter dem Aspekt der Delegation, Supervision, Mitwirkung, Zusammenarbeit, Zuarbeit, Vorbereitung und Nachbereitung) z. B.:
>> Unterstützung der allgemeinmedizinische Basisversorgung
>> Erweiterung des hausärztlichen Wirkungskreises – mobile Versorgung / Netzwerkmedizin
>> Anwendung telemedizinischer Konzepte
ABER: Ein Berufsbild, das sich im niedergelassenen Bereich, also in ärztlichen Praxen, stärker ausbreitet, ist die VERAH.
Der VERAH widmeten wir zum Beginn des PA-Blogs hier einen eigenen Artikel.
Dieses ebenfalls in Deutschland noch relativ junge Berufsbild bzw. die Zusatzqualifikation wird vom Hausärzteverband gefördert.
Ein Argument, das den Einsatz der Physician Assistant im ambulanten Sektor erschwert betrifft die Abrechnung.
Derzeit fehlen Rahmenbedingung zur Abrechenbarkeit von durch den Physician Assistant erbrachten, ärztlich delegierten Leistungen.