Zwei Sanitäter:innen mit Notfallrucksack auf einer Veranstaltung.|Portrait von Melina Opitz|Portrait von Johannes von Bohlen

Im Einsatz auf dem Oktoberfest

Wo lernt man besser für die zukünftige Berufspraxis der Physician Assistants (PA) als in Praktika? Auf dem Oktoberfest! Das dachten sich eine Studentin und ein Absolvent des Studiengangs Physician Assistance für Gesundheitsberufe (B.Sc.) aus München und arbeiteten dieses Jahr daher ehrenamtlich auf dem Oktoberfest. Hier berichten sie von ihren Erlebnissen.

DIE KLINIK AUF DER WIESN

Jedes Jahr, wenn das Münchner Oktoberfest stattfindet, wird auch die Sanitätswache im Behördenhof von der Aicher Ambulanz besetzt. Dort haben sich Johannes und Melina beworben und waren während der Wiesn an unterschiedlichen Stellen im Einsatz. Laut ihnen waren die Hauptgründe für notwendige Behandlungen: zu viel Alkohol, Unfälle mit Splittern von Maßkrügen oder umgeknickte Füße. In den verschiedenen Räumen der Wache konnten die beiden angehenden Physician Assistants ganz unterschiedliche Erfahrungen machen, doch in einem sind sie sich einig: Eine bessere praktische Übung für die Zukunft hätten sie nicht machen können.

Portrait von Melina Opitz

MELINA IN DER BEHANDLUNG

„Ich wollte ursprünglich immer Medizin studieren, aber hatte den NC nicht. Deshalb habe ich erstmal eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten gemacht und so gut wie alle Fortbildungen, die es so gibt. Der Physician Assistant bringt mich meinem damaligen Ziel schon sehr nah. Zusätzlich mache ich jetzt noch meinen Rettungssanitäter und da war die Arbeit auf dem Oktoberfest eine super Erfahrung, um in den Bereich reinzuschnuppern. Wir konnten da direkt auch den Beruf des PA den Ärzten noch etwas vorstellen, weil diesen Beruf viele nicht auf dem Schirm haben.

Auf dem Oktoberfest war ich in der Behandlung eingeteilt. Da ging es darum, Anamnese zu machen, Verletzte zu betreuen und Wunden zu versorgen oder beim Nähen zu assistieren. Wenn es etwas gab, was ich nicht konnte oder durfte, habe ich das weitergegeben oder mir helfen lassen. Das war wirklich toll! An Fällen war auch alles Mögliche dabei: Von der alten Dame, die umgeknickt ist bis zum jungen Typen, der zu viel getrunken hatte. Schnittverletzungen gab es natürlich auch. Ich denke, dass wir mit unserer Arbeit dort die umliegenden Kliniken gut entlastet haben.

Jetzt freue ich mich umso mehr auf die Ausbildung zum Rettungssanitäter und das Rettungs-Modul im Studium. Für später kann ich mir gut vorstellen, in der Notaufnahme zu arbeiten!“

JOHANNES IN DER ÜBERWACHUNG UND DER BEHANDLUNG

„Ich bin Physiotherapeut und gerade mit dem PA-Studium fertig geworden. Durch meinen Job habe ich gemerkt, dass mir Unfallchirurgie und Orthopädie am meisten Spaß macht. Das Oktoberfest war für mich eine tolle Möglichkeit, um vor allem praktische Erfahrung zu sammeln. Mein Ziel war es, möglichst viele ärztliche Tätigkeiten übernehmen zu können und Einblicke in die Chirurgie zu erhalten. Ich wollte Wunden nähen, Sprunggelenkstraumata oder Knochenbrüche behandeln.

Zu Beginn war ich meistens vormittags oder mittags in der Überwachung. Da ging es darum, mal eine Infusion zu legen und zu schauen, dass die Leute, die in der Behandlung waren, noch betreut werden. In der Spätschicht ging es dann öfter auch um Platz- oder Schnittwunden. Da konnte ich mich noch aktiver einbringen und mehr Erfahrungen im Wundennähen sammeln. Dadurch bin ich für meinen ersten Job als PA schon etwas routinierter.

Dieses Jahr war zum ersten Mal ein CT-Gerät vor Ort. So konnten wir einen Patienten mit Kopfplatzwunde nicht nur nähen, sondern auch durchchecken, ob es vielleicht noch andere Schäden gibt. Viele Patienten haben sich auch bei uns bedankt, dass wir uns gekümmert und auf sie aufgepasst haben. Klar, es gab auch diejenigen, die sich gewehrt haben und einen musste ich nähen, der sogar in Handschellen da lag. Insgesamt war es aber trotzdem eine sehr bereichernde Erfahrung.“

Portrait von Johannes von Bohlen