Ausschnitt eines Schwangerschaftsbauches

Erste Hebammenschule in Frankfurt am Main geplant

Der 1. September 2017 könnte ein historischer Tag in der Ausbildung von Hebammen- und Entbindungspflegern werden: Zum ersten Mal würden sich in Frankfurt am Main Schülerinnen und Schüler auf diesen Beruf vorbereiten können. Die Planung der Schule geht auf die Initiative der Carl Remigius Medical School, des Universitätsklinikums Frankfurt, des Bürgerhospitals und Clementine Kinderhospitals Frankfurt zurück, die am 5. Dezember eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet haben.

Anfang  kommenden Jahres soll der Zulassungsantrag beim Regierungspräsidium Darmstadt gestellt werden. Mit einer Entscheidung rechnen die Initiatoren Ende des ersten Quartals 2017. Zum Start ist eine Kursgröße von zwanzig Teilnehmern geplant, der Unterricht findet in den Räumlichkeiten der Carl Remigius Medical School in Frankfurt statt. Die Ausbildung dauert drei Jahre und sieht einen hohen Praxisanteil vor. Dieser wird in den beiden kooperierenden Kliniken erbracht.

Mit der Zulassung der Schule würden wir eine große Versorgungslücke in der Rhein-Main-Region schließen. Das wäre ein positives Signal für die Versorgung von Müttern und Familien “, sagt Prof. Dr. med. Achim Jockwig, Geschäftsführender Direktor der Carl Remigius Medical School. „Hebammen leisten einen sehr wertvollen Beitrag für die Gesellschaft: Sie sind nicht nur während des Geburtsvorgangs für werdende Mütter da, sondern auch vor der Geburt für die Geburtsvorbereitung und die Begleitung in der Schwangerschaft sowie in den ersten Wochen nach der Geburt für die ganze Familie. Für viele ist diese Leistung unverzichtbar.“

Die Rhein-Main-Region befindet sich im Wachstum, allein in Frankfurt am Main werden pro Jahr zwischen 12.000 und 14.000 Kinder geboren. „Dem steht ein erheblicher Mangel an Hebammen und Entbindungspflegern gegenüber“, so Jockwig. Die meisten Geburten in Hessen verzeichnet schon seit Jahren das Bürgerhospital, 2015 waren es knapp 3.250, gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von rund acht Prozent. Im Universitätsklinikum Frankfurt waren es 2015 knapp 1.800 Geburten, elf Prozent mehr als in 2014. Die klar steigende Tendenz hält in beiden Häusern auch im Jahr 2016 an. Beide Krankenhäuser sind Perinatalzentren Level I. Das bedeutet, sie versorgen sowohl werdende Mütter mit Risikoschwangerschaften als auch Frühgeburten sowie Neugeborene mit Erkrankungen vor, während und nach der Geburt nach höchsten Standards.

„Aufgrund des Mangels an entsprechenden Fachkräften haben wir uns mit unseren Partnern entschlossen, uns auf eigene Initiative um die Hebammenausbildung zu kümmern“, sagt Wolfgang Heyl, Geschäftsführer des Bürgerhospitals und Clementine KinderhospitalsFrankfurt am Main. „Aufgrund der vielen Anfragen, die uns zu diesem Thema erreichen, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir schon 2017 mit einem starken Ausbildungsjahrgang starten können.“

Von ähnlich großer Nachfrage berichtet auch Prof. Dr. med. Jürgen Graf, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. Er ergänzt: „Wir möchten den jungen Menschen nicht nur eine erstklassige Ausbildung, sondern auch eine berufliche Perspektive bieten. Deshalb ist grundsätzlich geplant, dass die Absolventen der Hebammenschule später auch in unseren Häusern tätig werden.“ Die Anstellung in einem Krankenhaus biete Sicherheit, da selbstständig tätige Hebammen unter der Prämienentwicklung für ihre Haftpflichtversicherung leiden. Das sei in der Klinik nicht so. Aktuell fühlten sich offensichtlich viele Interessenten von der entsprechenden Berichterstattung etwas abgeschreckt. „Diese Sorgen können wir ihnen nehmen“, so Graf.

Auch die beiden Kreissprecherinnen des Landesverbandes der Hessischen Hebammen für Frankfurt, Christina Böhm und Katharina Welsch, sind sehr glücklich, dass es nun eine Hebammenausbildung in Frankfurt geben soll. „So werden junge Menschen endlich auch in Frankfurt ausgebildet. Eine Hebammenausbildung auf qualitativ hohem Niveau – das ist das, was wir uns für Frankfurt gewünscht haben. Mögen viele der angehenden Hebammen und Entbindungspfleger ihr Herz an unsere Stadt verlieren und uns möglichst lange als Kolleginnen und Kollegen erhalten bleiben!“