Unter extremen Bedingungen einen kühlen Kopf bewahren

Peter Beuter ist stellvertretender Leiter der Fachgruppe Notfallmedizin an der Carl Remigius Medical School. Zum diesjährigen Welt-Erste-Hilfe-Tag sprachen wir mit ihm darüber, warum es wichtig ist, dass jeder von uns in einer Notfallsituation Hilfe leisten kann.

Wie sein persönlicher und beruflicher Werdegang ihn selbst an die Carl Remigius Medical School gebracht hat und welchen Stellenwert praktische Notfallübungen für ihn haben, berichtet er im zweiten Teil unseres Interviews.

Wie sind Sie persönlich zur Notfallmedizin gekommen und welche Rolle nimmt diese in Ihrem Leben ein?

Ich bin mit 21 Jahren Feuerwehrmann geworden und bin auf meinem weiteren beruflichen Weg in der Leitstelle in direkten Kontakt mit dem Rettungsdienst gekommen. Auf diese Weise habe ich gesehen, wie wichtig die Notfallmedizin und die Fähigkeit sind, nicht nur zu helfen, sondern mehr und besser zu helfen. Seitdem nimmt die Notfallmedizin eine große Rolle in meinem Leben ein: Es ist ein besonderes Gefühl, einer betroffenen Person wirklich helfen zu können. Und dieses Gefühl vermittle ich, neben meinem Fachwissen und meinen praktischen Fähigkeiten, in der Fachgruppe Notfallmedizin.

Sie sind der stellverstretende Leiter der Fachgruppe Notfallmedizin an der Carl Remigius Medical School. Welche Aufgaben übernehmen Sie dabei?

Mein Aufgabenbereich ist breit gefächert. Ich vermittle den Teilnehmern der Kurse alle wichtigen und notwendigen theoretischen Kenntnisse. Darüber hinaus plane und organisiere ich verschiedene Notfallübungen, wie zum Beispiel die Abschlussübungen zum Modul Notfallmedizin für unsere Studierenden. Bei diesen kommt ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit zum Tragen: Ich leite die Studierenden und Teilnehmer der Übungen praktisch an und zeige ihnen, wie sie in realen Situationen richtig handeln.

Die Fortbildungen und Studienmodule zum Thema Notfallmedizin enden mit regelmäßigen, groß angelegten Abschlussübungen am Standort Idstein. Was ist das Besondere an diesen Übungen und welche Szenarien spielen Sie dabei mit den Teilnehmern durch?

In der Notfallmedizin kommt es nicht nur darauf an, zu wissen, wie man betroffenen Personen helfen kann. Es kommt auch – und vor allem – darauf an, das Erlernte in der Praxis umzusetzen. Deshalb gibt es bei unseren Abschlussübungen keine „Laborbedingungen“. Unsere Studierenden geben ihre Kenntnisse nicht nur wieder, sondern rufen sie in realistischen Szenarien ab. Diese reichen von einem Autounfall mit umgestürzten und brennenden Wagen über Explosionen bis hin zu professionell geschminkten Notfalldarstellern mit unterschiedlichen „Verletzungen“.

Die Realitätsnähe ist das Besondere an unseren Übungen. Denn auf diese Weise sind unsere Studierenden Ausnahmesituationen ausgesetzt: Sie müssen, wie in einer echten Notfallsituation, mit dem außergewöhnlichen Stress umgehen und dabei mit Hilfe von Instruktoren unterschiedliche Versorgungsmaßnahmen ausführen, die über Leben und Tod entscheiden können.

Warum ist dieser Praxisteil wichtig und was lernen die Teilnehmer dabei?

Durch unsere Übungen bekommen die Teilnehmer nicht nur ein theoretisches Verständnis der Notfallmedizin an die Hand. Sie lernen auch die praktische Umsetzung: Sie erfahren, wie sie auch unter extremen Bedingungen einen kühlen Kopf bewahren und die richtigen Abläufe und Verhaltensweisen einhalten. Darüber hinaus erhalten sie Einblicke in die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr in der Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistung.

In meinen Augen zeichnen gerade die praktischen Übungen die Notfallmedizin am Standort Idstein aus: Denn mit ihrer Hilfe können wir den Teilnehmern die Hemmschwelle nehmen und sie Schritt für Schritt dazu führen, das Gelernte auch in Ausnahmesituationen richtig anzuwenden.