Frau sitzt auf aufgeklappten Büchern und schaut mit einer Kaffeetasse in der Hand in ein Buch auf dem Schoß.|Icon Glühbirne rot|Junge Frau sitzt auf Boden am Laptop

Tipps gegen Schreibblockaden

Sie sitzen vor Ihrer ersten wissenschaftlichen Arbeit und wissen nicht, wo Sie anfangen sollen? Hausarbeiten und eine Abschlussthesis gehören zum Studium dazu wie Seminare und Vorlesungen. Gerade jetzt über die Weihnachtszeit machen sich viele Studierende die ersten Gedanken über ihre Arbeiten. Einige finden jetzt auch die Zeit, ihre Themen auszuformulieren, denn die Abgabe im Februar rückt näher. Was aber, wenn keine Worte kommen wollen, die Word-Seiten leer bleiben?

Dr. Ralph Pflanzer ist Dozent für Physician Assistance an unserem Standort in Frankfurt und das wissenschaftliche Arbeiten gehört zu seinen Schwerpunkten. Er gibt nützliche Tipps, was gegen Schreibblockaden hilft.

Inhalt

WAS SIND EIGENTLICH SCHREIBBLOCKADEN?

Schreibblockaden sind psychische Phänomene, die wohl alle Autor:innen von Hausarbeiten oder auch Büchern schon erlebt haben. Diese Blockaden bewirken oft, dass der Textanfang schwerfällt oder die richtigen Formulierungen für Thesen und Argumente nicht gelingen wollen. Manchmal äußert sich eine Schreibblockade auch darin, dass der Text zwar fertig ist, den Schreibenden aber einfach nicht gut genug erscheint – egal, wie sehr sie an ihm feilen.

Dr. Pflanzer führt aus: „Eine Ursache für Schreibhemmungen kann darin liegen, dass man sich zu viel zumutet und zu perfektionistisch die Erwartungen der Lehrkraft erfüllen möchte, und dann nicht mehr weiß, wo und wie man den Anfang finden soll. Oft liegen Ursachen auch im Selbstzweifel, ob das Thema gut gewählt ist und den Anforderungen entspricht, ob man der Aufgabe gewachsen sein wird oder dass einfach die Gedanken zu einem Thema sich partout nicht klar strukturieren lassen.“

Portrait von Ralph Pflanzer

,,Schreiben ist nicht in die Wiege gelegt. Man muss es geradezu trainieren und letztlich bringt das Training langfristig den Erfolg, ähnlich dem Training bei sportlicher Anstrengung. Deswegen kann ich jedem Studierenden auch den Kurs ,,Wissenschaftliches Arbeiten“ im ersten Semester nur ans Herz legen, es als Grundlagen- und Ausdauertraining zu begreifen und wahrzunehmen.“

Dr Ralph Planzer
Dozent für Wissenschaftliches Arbeiten und im Bereich Physician Assistance

HABEN VIELE STUDIERENDE PROBLEME MIT SCHREIBBLOCKADEN?

Es existiert keine Studie über die genaue Zahl von Studierenden, die im Laufe ihres Studiums mit einer Schreibblockade zu kämpfen haben. „Es gibt höchstwahrscheinlich eine nicht unerhebliche Dunkelziffer“, meint Dr. Pflanzer und fügt hinzu: „In der Forschungsliteratur zu diesem Thema wird meist ein Anteil von 10 Prozent aller Studierenden angegeben. Das ist natürlich nur eine Schätzung. Bei höheren Semestern oder Doktorand:innen wird teilweise von bis zu 50 Prozent ausgegangen, die zumindest Schreibhemmungen haben. Darüber hinaus sei erwähnt, dass auch Tolkien, Hemingway und Steven King nachweislich an Schreibblockaden gelitten haben – wir befinden uns also in bester und illustrer Gesellschaft. Tatsächlich kenne ich aber ebenfalls das Gefühl, wie schwer es sein kann, mit dem Schreiben längerer Texte zu beginnen oder das Schreiben über zeitlich lange Phasen wie etwa einer akademischen Arbeit aufrecht zu erhalten. Die eigene Erfahrung, dass man solche Phasen aber auch letztlich erfolgreich überwinden kann, gab und gibt mir immer wieder die Motivation, den Studierenden von heute dies mit auf den Weg zu geben.“

Sollte es Ihnen beim Schreiben Ihrer Hausarbeit also ähnlich gehen, rufen Sie sich gern in Erinnerung: Sie sind nicht allein! Der Dozent betont: „Es gibt dabei auch eine gute Nachricht. Bei Hausarbeiten handelt es sich meistens um eine vorübergehende Schreibunsicherheit und nicht um eine handfeste Schreibblockade. Gewinnen Sie Abstand von Ihrer Arbeit, machen Sie Pausen und gehen Sie dann mit einem frischen Blick an die Sache ran.“

Junge Frau sitzt auf Boden am Laptop

WAS TUN BEI SCHREIBBLOCKADEN?

Der wichtigste Tipp, den Dr. Pflanzer gibt: „Don´t panic!“ Vor allem bei der ersten Hausarbeit seien viele Studierende verunsichert. „Es geht immerhin um einen längeren, wissenschaftlichen Text, der meist auch benotet wird. Ohne das Bestehen der Arbeit, kommt man im Studium nicht voran. Hemmungen beim Schreiben sind da ganz normal“, kann der Dozent beruhigen.

„Ich erlebe es bei ersten Hausarbeiten auch oft, dass diese mit „Hunger“ und Neugier, endlich tätig werden zu können, geschrieben werden. Und genau so sollten Sie an eine Hausarbeit heran gehen: mit Freude und Interesse am Thema“, so Dr. Pflanzer. „Es kann auch helfen, seine eigenen oft sehr hohen Anforderungen an sich selbst herunterzuschrauben. Das nimmt unheimlich den Druck.“

Der Dozent fasst diese nützlichen Tipps gegen Schreibblockaden zusammen:

  1. Tief durchatmen, mal Abstand vom Thema gewinnen und dann neu an die Sache rangehen.
  2. Aufgaben und Gedanken klar ordnen und strukturieren.
  3. Ideen und erste Recherchen erstmal aufschreiben, bevor es „ans Eingemachte“ geht.
  4. Alles in kleine „Portionen“ einteilen.
  5. Einen anderen Ort zum Schreiben suchen

WIE HELFEN DIESE TIPPS?

Gedanken und Ideen zu sortieren, hilft dabei, eine Struktur in den scheinbar unerklimmbaren Berg der Hausarbeit zu schaffen. „Alles, was einem zum Thema in den Sinn kommt, aufzuschreiben, nimmt vor allem auch die Angst vor „dem leeren Blatt“. Das heißt, es steht schon einmal irgendetwas da und die vormals weiße Fläche ist gefüllt. Und wenn da etwas ist, ist das ein kleiner erster Erfolg beim Durchbrechen der Blockade. Später kann man feilen, verbessern oder Dinge streichen“, ergänzt Dr. Pflanzer.

Weitere kleine Erfolge auf dem Weg zur fertigen Hausarbeit können durch die Strukturierung und Portionierung der Aufgaben oder Sinnabschnitte gefeiert werden. Das gibt ein gutes Gefühl. „Es hilft, sich für jede Etappe Belohnungen zu versprechen. Das sollte etwas sein, was kurzfristig Freude bringt: 20 Minuten die Lieblingsserie gucken, etwas naschen oder ein Ausflug in die sozialen Medien“, findet Dr. Pflanzer. Wichtig beim Belohnungssystem: Die Belohnung gibt es nur dann, wenn man das gesetzte Ziel oder die geplante Etappe wirklich geschafft hat.

„Sich die Arbeit zu portionieren und sich dafür Deadlines zu setzen, hilft ebenfalls sehr gegen Schreibblockaden“, meint Dr. Pflanzer und das wird sogar bestätigt: „Studien haben gezeigt, dass Schreibarbeiten, die nicht zeitlich terminiert waren, nicht vorankommen. Es scheint also so zu sein, dass äußerer Druck Kreativkräfte freisetzt, die man nicht unterschätzen sollte. Eine klassische Deadline ist natürlich das Abgabedatum, aber es hilft auch, wenn man sich selbst Zwischenziele setzt.“

Nicht unwesentlich ist auch der Ort, an dem Sie Ihre Hausarbeit schreiben wollen. Sie sollten sich daher die Frage stellen, ob Sie sich am heimischen Schreibtisch besser konzentrieren können als in der Bibliothek. Dr. Pflanzer ergänzt: „Eine Schreibblockade kann tatsächlich auch von äußeren Umständen abhängen. Stimmen der Schreibort, die Sitzhaltung, die Umgebung, die Geräuschkulisse oder die Beleuchtung? Man kann das ja einfach testen, ob es hilft, den Ort zu wechseln oder etwas daran zu verändern. Der richtige Ort kann ungemein inspirierend sein für das eigene Schreiben. Interessant wird aber auch sein, wie sich die Problematik der SchreibblockadenIcon Glühbirne rot durch das virtuelle Lernen und Lehren in Zeiten der Pandemie eventuell verändert haben könnte. Was vorher vielleicht noch ein guter Ort zum Schreiben war, ist es jetzt nicht mehr, weil man permanent an diesen Platz gebunden war. Wie sich das alles genau auswirkt werden Untersuchungen in den nächsten Jahren erst genauer beleuchten können“, schließt der Dozent und gibt mit auf den Weg: „Um Schreibblockaden oder Unsicherheiten bestmöglich entgegenzuwirken, lege ich in den ersten Stunden des wissenschaftlichen Arbeitens mit meinen Studierenden den Fokus auf die Themeneingrenzung und die Herangehensweise an das Finden und Formulieren des passenden Hausarbeitsthemas. Dann ist die erste Hürde schon geschafft!“

Und nun wünschen wir viel Erfolg beim Schreiben Ihrer Hausarbeit!