Ersthelfer und Sanitäter bei einer Rettungsübung

Interview: David Mühlfeld zum Welt-Erste-Hilfe-Tag

In diesem Jahr findet der internationale Tag der Ersten Hilfe am 12. September statt. Neben der Bedeutung für fachgerechte Nothilfe bei Unfällen und Katastrophen soll das öffentliche Bewusstsein als Ziel des weltweiten Aktionstags verankert werden. In unserem Interview blickt David Mühlfeld B.A., Notfallsanitäter und Dozierender im Bereich Humanitäre Hilfe im Masterstudiengang Notfall- und Krisenmanagement (M.Sc.) am Standort Idstein, als Experte für Rettungs- und Notfallmedizin auf die Relevanz dieser Hilfeleistung und die Verknüpfung zum Studium. Der berufsbegleitende Studiengang ermöglicht eine berufliche Orientierung mit einer wichtigen Rolle in der Prävention und Lösung von Notfall- und Krisensituationen.

In Deutschland ist jeder gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, sofern ihm unter anderem die Hilfeleistung den Umständen nach zuzumuten ist. Doch was genau fällt unter diese Erste-Hilfe-Maßnahmen im Allgemeinen?

Zu erster Hilfe zählen lebensrettende und gesundheitserhaltende Sofortmaßnahmen, die von jedem und jeder angewandt werden können. Dazu zählen neben der Herzdruckmassage zum Beispiel das Stoppen großer Blutungen, die stabile Seitenlage und natürlich auch die Alarmierung von Einsatzkräften über die 112.

Und sind diese Maßnahmen Ihrer Einschätzung nach ausreichend gesellschaftlich bekannt?

Teils-Teils. In meiner Rettungsdiensterfahrung hatte ich eher selten die Situation, dass von Ersthelfern adäquate erste Hilfe geleistet wurde. Auch im Gespräch mit Freunden und Bekannten fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen sich nicht mit dem Thema auseinandersetzten wollen und dann im Notfall nicht wissen, wie sie reagieren sollen.

Haben sich diesbezüglich Veränderungen in den letzten Jahren bemerkbar gemacht?

Ich denke unsere Gesellschaft arbeitet an diesen Themen. Allerdings ist noch viel aufzuholen. In den skandinavischen Ländern wird wesentlich öfters Erste-Hilfe geleistet als bei uns in Deutschland.

Als Studierender des Krisen- und Notfallmanagements werden die Kompetenzen bei der inneren Gefahrenabwehr und der Bekämpfung von Unglücken und Katastrophen erweitert. Inwieweit spielen Erste-Hilfe-Maßnahmen im Studium eine Rolle?

Im Masterstudium Notfall- und Krisenmanagement gehen wir über den Kompetenzbereich der Ersten-Hilfe hinaus. Die Studierenden lernen (soweit sie es nicht bereits können) bei uns die erweiterte Versorgung bis hin zum Adcanced Life Support (ALS). Dies befähigt die Studierenden in gewissen Situationen auch zum Einsatz von Medikamenten. Zuerst werden die Themen theoretisch besprochen, später in der Praxis zuerst in Fallbeispielen, später auch in großen Szenarien mit mehreren Verletzten geübt. Nur durch die Kombination aus Theorieunterricht und die Umsetzung in der Praxis kann das Erlernte dann in Stresssituationen angewandt werden.

Was ist besonders wichtig, wenn Einsätze im Bereich Krisen- und Notfallmanagement geplant werden? Wie werden Erste-Hilfe-Maßnahmen in einen solchen Plan integriert?

Bei solchen Einsätzen ist es möglichst wichtig, die Chaos Phase, also die Phase des unkoordinierten Handelns, möglichst kurz zu halten. Es muss eine strukturiere Abarbeitung der Lage sichergestellt werden, um das gesundheitliche Outcome der Patienten zu maximieren. Erste-Hilfe-Maßnahmen werden oft schon eingeleitet, bevor spezialisierte Kräfte vor Ort sind. Wichtig hierbei ist, dass die Helfer und Helferinnen sich selbst dabei nicht verletzen. Bei einem großen Verkehrsunfall auf der Autobahn können die Herbeieilenden von verbeifahrenden Autos erfasst werden. In Situationen, bei welchen eine Gewalttat vorliegt, können die Ersthelfer und Ersthelferinnen selbst zur Zielscheibe des Attentäters werden.

Sie wollen mehr über Erste-Hilfe lernen, Ihr Wissen auffrischen oder sich fortbilden? Schauen Sie sich gerne unsere Studiengänge und Fortbildungen zu dem Thema an: