Die von der Carl Remigius Medical School in Idstein ausgetragene Fortbildung für Einsatzmedizin 18F versetzte ihre Teilnehmer für vier Tage in eine fiktive Krisenregion. In dieser lernten sie nicht nur, wie sie andere retten und zugleich sich selbst schützen, sondern auch, wie sie trotz dauerhaft starker Belastungen sachlich und gruppenorientiert handeln können. Zudem halfen sie, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Eigentlich verfügten die Teilnehmer der Fortbildung für Einsatzmedizin 18F bereits über genügend Erfahrung, um zu wissen, wie sie sich in Notfallsituationen zu verhalten haben. Doch was müssen sie tun, wenn die Ressourcen stark begrenzt sind und eine Unterstützung nicht in Sicht ist? Wie sollen sie handeln, wenn sie sich von einem Augenblick auf den nächsten in einem Kampfgebiet wiederfinden und um ihr Leben fürchten müssen? Wie können sie sachliche Entscheidungen treffen, wenn die Belastungen immer weiter zunehmen und das Leben anderer Menschen nur unter Einsatz des eigenen gerettet werden kann?
Um dies zu erfahren, simulierte die Fortbildung vier Tage lang den Ernstfall in einer fiktiven Krisenregion in der Kirgisischen Republik. Dabei wurden die Teilnehmer mit zahlreichen Szenarien konfrontiert, die gemeinsam mit der Feuerwehr, Bundeswehr und einem Spezialeinsatzkommando der Polizei Frankfurt sowie mit speziell geübten Notfalldarstellern realitätsnah durchgeführt wurden: Sie retteten und versorgten Verwundete, brachten gefährliche Situationen unter Kontrolle, übten grundlegende Methoden des Überlebens und mussten gleichzeitig mit Stress, Schlafentzug und starken körperlichen Belastungen umgehen.
Auf diese Weise lernten sie nicht nur ihr eigenes Verhalten unter extremen Bedingungen kennen, sondern auch, wie sie in Ausnahmesituationen verlässliche Entscheidungen treffen und konstruktiv zusammenarbeiten können. Darüber hinaus erhielten sie zahlreiche Kenntnisse der Notfallmedizin – von erweiterten Versorgungsmaßnahmen bei Spreng- und Schussverletzungen über die Notfallseelsorge bis zur Planung und Durchführung von Evakuierungen sowie der proaktiven Deeskalation.
„Ausgehend von dem Feedback, das wir von den Teilnehmern der Fortbildung im letzten Jahr erhalten haben, konnten wir das diesjährige Programm noch einmal weiterentwickeln und zugleich neue Erkenntnisse für die Forschung sammeln“, erläutert Philipp Merkt, Verantwortlicher für die Fortbildung für Einsatzmedizin 18F und Leiter der Fachgruppe Notfallmedizin an der Carl Remigius Medical School in Idstein.
Der wissenschaftliche Schwerpunkt lag dabei auf der Resilienz – der Robustheit, Anpassungsfähigkeit, Regenerationsfähigkeit und Kognition unter starken Belastungen: Mithilfe von Messwerten aus Cortisol, des Enzyms Alpha-Amylase (AMY), Lactat sowie einer Langzeitpulsmessung soll, so Philipp Merkt, der Einfluss der Belastungen auf die körperliche und psychische Konstitution und das Verhalten der Teilnehmer besser verstanden werden.
„Durch die Einbindung der Fortbildung für Einsatzmedizin 18F in unseren neuen Studiengang können Studierende erleben, was sie im Studium in der Theorie lernen“, erklärt Philipp Merkt. „Zugleich können wir unsere wissenschaftliche Arbeit und die methodische Lehre durch die Erkenntnisse aus der Praxis noch weiter voranbringen.“